Heidenreichstein treibt Ausbau von Glasfaser-Breitband weiter voran

17.03.2015 08:22

GlasfaserDie Kleinregion Waldviertler StadtLand und die Stadtgemeinde Heidenreichstein gehören zu den fünf Pilotregionen, in denen das Land NÖ in den nächsten Jahren ihr Glasfaser-Breitbandprojekt vorrangig umsetzen wird. Auch unsere Gemeinde hat damit die Chance, schon bald extrem schnelle und zukunftssichere Breitbandanschlüsse mittels Glasfaser zu erhalten. Ziel ist dabei ein flächendeckender Ausbau. Somit können die Gemeindebürger 100fach schneller das Internet nutzen als es heute möglich ist.

Ein wichtiger Schritt wurde nun bereits gesetzt: Bis Mitte April 2015 wird eine Planung für die gesamte Kleinregion durchgeführt, die danach den schnellen Ausbau von Glasfasernetzen erlaubt. Somit können bei allen anstehenden Bauarbeiten bereits Leerverrohrungen für Glasfasern mitverlegt werden und Vorbereitungen für den Vollausbau getroffen werden.Glasfaserkabelrolle

Ziel des Breitbandprojektes ist es, allen Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern einen schnellen Breitbandanschluss zu bieten, der teilweise sogar bessere Leistungen bietet als sie heute in Großstädten verfügbar sind. Dies ist eine „wichtige Zukunftsperspektive“ betont Landeshauptmann Erwin Pröll.

„Mit diesem Projekt kommt die Datenautobahn tatsächlich zu jedem Haushalt und Betrieb in unserer Region“, hält Projektkoordinator Hartwig Tauber fest. Angesprochen auf die Werbung der A1 Telekom, dass diese ja auch ein Glasfasernetz baue, meint er: „Es mag durchaus stimmen, dass hier das größte Glasfasernetz Österreichs gebaut wird – aber leider kommt es bei uns im Waldviertel nicht beim Endkunden an. Das ist so ähnlich, wie wenn man behaupten würde, der Bezirk Gmünd ist an das Autobahnnetz angeschlossen. Zwar muss man bis zu den Auffahrten in Stockerau, St. Pölten oder Linz die langsameren Bundes- und Landesstrassen benutzen. Aber man könnte trotzdem sagen, dass wir Zugang zum ‚größten Autobahnnetz Österreichs‘ haben. Ebenso ist es bei Breitband.“

Für die Bevölkerung sind noch im Frühjahr Informationsveranstaltungen in allen Gemeinden der Kleinregion geplant. Die genauen Termine werden rechtzeitig per Postwurf bekannt gegeben.

Zusätzlich haben wir die wichtigsten Fragen zum Projekt für Sie zusammengestellt. Für weitere Fragen können Sie sich gerne an das Gemeindeamt oder direkt an das Kleinregionsmanagement wenden. Die Kleinregionsmanagerin Mag. Viktoria Prinz ist unter E-mail sendenbzw. Telefon 02852 52506-330 erreichbar.

Fragen und Antworten rund um Glasfaser

Was ist „Glasfaser“ eigentlich?
Wenn bei einem Breitbandprojekt von „Glasfaser“ oder „Lichtwellenleiter“ gesprochen wird, so sind damit Datenleitungen gemeint, die aus haardünnem, flexiblem Glas bestehen und die Übertragung von Daten mittels Licht erlauben. Das ist die bei weitem schnellste Möglichkeit, Daten zu übertragen. Ein echter Glasfaseranschluss bis zum Haushalt ist schon heute bis zu 100 Mal schneller als Breitband über alte Telefonleitungen oder Funk. Wichtig ist dabei, dass die Glasfaser tatsächlich bis zu jedem Gebäude reicht und nicht schon einige hundert Meter oder einige Kilometer vom Haus endet. Nur dann sind wirklich hohe Geschwindigkeiten in beide Richtungen möglich. Deshalb ist es das Ziel des Breitbandprojektes des Landes NÖ hier eine wirklich zukunftssichere Infrastruktur zu bauen.

Ist ein Glasfasernetz wirklich die schnellste Breitbandlösung?
Ja. Es gibt keine andere Technologie, die schnellere Datenübertragung erlaubt als Glasfaser. Damit der Endkunde davon profitieren kann, ist es aber wichtig, dass die Glasfaser wirklich bis zu seinem Haus reicht. Ansonsten bremsen auf den letzten Metern Telefonleitungen, Koaxialkabel oder Funkstrecken die Geschwindigkeit.

Gibt es dieses „Glasfaser bis zum Haushalt“ das das Land NÖ bauen möchte schon irgendwo? Oder sind wir hier „Versuchskaninchen“?
Die Glasfasernetze, die in Niederösterreich gebaut werden sollen, sind bereits millionenfach erprobt. In Schweden hat man schon vor fast 15 Jahren damit begonnen, solche zukunftssicheren Glasfaser-Breitbandnetze zu bauen. Heute nutzt dort bereits jeder dritte Haushalt einen solchen Anschluss. Weltweit sind mehrere hundert Millionen Haushalte und Firmen mit „Fibre to the Home“ und „Fibre to the Building“ – wie es international genannt wird – versorgt. Es wird also in Niederösterreich auf eine bestens getestete und zukunftssichere Lösung gesetzt.

In der Werbung heißt es, dass Firmen wie A1 schon Glasfasernetze bauen – warum wird hier noch einmal gebaut?
Jeder Breitbandanbieter hat heute Glasfasernetze. Sie werden benötigt, um Städte und Orte miteinander zu verbinden. In Niederösterreich besitzen Betreiber wie A1 Telekom Austria oder die EVN/Kabelplus große Überland-Glasfasernetze. Das Problem: diese Enden üblicherweise im Wählamt oder beim Trafo. Ab dann kommen die viele Jahrzehnte alten Kupfer-Telefonleitungen zum Einsatz – und damit ist der Breitbandanschluss langsam und nicht zukunftsfähig. Beim Breitbandprojekt des Landes NÖ dagegen wird die Glasfaser wirklich bis zu jedem Gebäude verlegt – damit ist endlich „echtes“ Breitband möglich, das sogar schneller ist als in vielen Großstädten.

Heißt das, dass das „größte Glasfasernetz Österreichs“ von A1 nur ein Werbegag ist?
Die A1 Telekom Austria hat wahrscheinlich tatsächlich das größte Glasfasernetz Österreichs und baut dieses noch weiter aus – aber in ländlichen Regionen eben nicht bis zum Haushalt. Diese Lösungen bieten zwar durchaus etwas höhere Geschwindigkeiten, aber sie sind bei weitem nicht ausreichend. Tatsächlich benutzen viele Internet-Anbieter das Wort „Glasfaser“ für ihr Marketing – und verwirren damit ihre Kunden. Ein typisches Beispiel: „echte“ Glasfaseranbieter, die den Lichtwellenleiter bis zum Haushalt bauen – so wie es auch das Land NÖ plant – haben heute in Europa typischerweise leistbare Breitbandangebote mit 100 Mbit/s und mehr. Bei uns wird „Glasfaser Power 16“ oder „Glasfaser Power 30“, also bis zu 16 oder 30 Mbit/s angeboten. Wer diese Zahlen sieht, kann selbst entscheiden, was Werbung und was Realität ist.

Wie sieht es mit Funklösungen aus? Das neue Mobilfunknetz LTE soll doch so schnell sein?
Ein Breitbandanschluss über Funk kann niemals ein Leitungs-Breitband ersetzen. Der Grund: bei allen Funktechnologien müssen sich die Kunden die vorhandene Bandbreite teilen. Das gilt auch für die neue Mobilfunktechnologie LTE/4G, die auch im Waldviertel immer öfter ausgebaut wird. Zwar sind hier am Papier bis zu 100 Mbit/s möglich, aber nur, wenn jeder Kunde seinen eigenen Sender (Fachleute sprechen von Basisstationen) hätte. Wenn jedoch in einem Ort z.B. 10 oder 15 Kunden gleichzeitig das mobile Breitband nutzen, so muss man die Bandbreite entsprechend teilen – und es bleibt nur noch wenig für den Einzelnen übrig. Gerade zu Zeiten, wo das Internet viel genutzt wird (z.B. am Abend) wird das bald zu einem Problem. Dazu kommen bei vielen Funklösungen noch Probleme mit der Qualität und Stabilität der Verbindung. Gerade beim Videoschauen z.B. auf YouTube oder mittels ORF TVthek ist das sehr ärgerlich.

Wenn es sowieso schon Breitbandanbieter gibt, ist es dann nicht Verschwendung von Steuergeldern, noch ein Leitungsnetz zu bauen?
Das Breitbandprojekt des Landes NÖ sieht vor, dass nur dort gebaut wird, wo kein anderer Anbieter bereit ist, ein Glasfasernetz bis zum Haushalt zu bauen. Im Bezirk Gmünd betrifft dies nahezu alle Gemeinden, da die bestehenden Anbieter hier bestenfalls in schlechte Zwischenlösungen investieren, bei denen die Glasfaser hunderte Meter vom Haushalt endet. Zusätzlich hat das Breitbandprojekt des Landes NÖ eine wichtige Eigenschaft: das Geld, das hier investiert wird, ist nicht verloren. Im Gegenteil, es wird langfristig wieder zurückverdient, da ja für die Nutzung der Leitungen Einnahmen erzielt werden. Steuergelder werden hier also nicht verschwendet sondern sinnvoll investiert. Eine Verschwendung (und auch verboten) wäre es, wenn das Land NÖ oder eine Gemeinde einem Telekombetreiber ohne spezielle Auflagen Steuergeld bezahlt, damit dieser seine Infrastruktur ausbaut. Denn dann macht der Telekombetreiber und seine Besitzer/Aktionäre den Profit und der Steuerzahler zahlt die Rechnung.

Arbeitet das Land Niederösterreich hier gegen die bestehenden Telekomanbieter?
Nein, im Gegenteil. Das Geschäftsmodell ist so geplant, dass ALLE Anbieter am Markt das Glasfasernetz zu gleichen Bedingungen nutzen können. Und da ja nur dort gebaut wird, wo kein anderer Anbieter Glasfaser bis zum Haushalt errichten wird, ist dies für die bestehenden Telekomanbieter im ländlichen Raum wie dem Waldviertel sogar eine wichtige Unterstützung. Dementsprechend gibt es bereits intensive Gespräche mit allen Telekomfirmen am Markt. Es soll nämlich hier kein neues Monopol entstehen, sondern sichergestellt werden, dass alle Haushalte im Bundesland einen schnellen Glasfaseranschluss erhalten, über den sie dann die Angebote der Telekomanbieter nutzen können.

Fotos: FTTH Council Europe / iStockPhoto

17.03.2015